Affenlexikon alle Affenarten von A-Z

Blauaugenmaki

Informationen zur Affenart

Steckbrief

Blauaugenmaki mit leuchtend blauen Augen auf einem Baum in Madagaskar

Allgemeines

Der Blauaugenmaki (Eulemur flavifrons), auch Sclaters Maki genannt, ist eine ausgesprochen seltene und charismatische Primatenart, die ausschließlich auf Madagaskar vorkommt – genauer gesagt in einer kleinen Region im Nordwesten der Insel, rund um die Halbinsel Sahamalaza. Was ihn weltweit einzigartig macht: seine leuchtend blauen Augen – ein Merkmal, das es bei keinem anderen nicht-menschlichen Primaten gibt. Diese blauen Augen faszinieren nicht nur Biologen, sondern haben dem Tier auch international Aufmerksamkeit eingebracht.

Aussehen

Der Blauaugenmaki zeigt einen auffälligen Geschlechtsdimorphismus: Während die Männchen ein tiefschwarzes Fell tragen, sind die Weibchen gold- bis kupferfarben. Diese kontrastreiche Färbung erleichtert die Unterscheidung, was bei Lemuren nicht selbstverständlich ist. Die charakteristischen Augen sind meist intensiv blau, seltener auch blaugrau oder leicht grünlich schimmernd. Wie alle Lemuren gehört er zu den sogenannten „Feuchtnasenaffen“ – er besitzt also eine feuchte, hundeartige Schnauze, einen spezialisierten Putznagel an der zweiten Zehe und ausgeprägte Tasthaare im Gesicht.

Verbreitung

Diese Art ist ein echter Inselendemit. Sie kommt ausschließlich in einer kleinen Region im Nordwesten Madagaskars vor, die biologisch besonders wertvoll, aber gleichzeitig auch stark bedroht ist. Das Verbreitungsgebiet ist stark fragmentiert und umfasst nur wenige zusammenhängende Waldflächen, insbesondere rund um das Sahamalaza-Gebiet. Aufgrund dieses eingeschränkten Lebensraums ist der Blauaugenmaki besonders anfällig für äußere Einflüsse wie Abholzung oder Wilderei.

Lebensraum

Der natürliche Lebensraum des Blauaugenmakis sind tropische Trocken- und Feuchtwälder. Er lebt sowohl in ursprünglichen Primärwäldern als auch in leicht gestörten Sekundärwäldern – solange diese noch ausreichend Deckung, Nahrung und Rückzugsorte bieten. Die Tiere halten sich bevorzugt in den mittleren und oberen Baumregionen auf und nutzen die dichte Vegetation sowohl zum Klettern als auch zum Verstecken.

Nahrung

Blauaugenmakis sind Allesfresser mit Vorliebe für pflanzliche Kost. Ihre Nahrung besteht überwiegend aus reifen Früchten, Blättern, Blüten und gelegentlich auch Rinde oder Pilzen. In der Trockenzeit fressen sie auch Insekten oder andere Kleintiere, wenn das Angebot an Früchten zurückgeht. Dieses anpassungsfähige Fressverhalten hilft ihnen, saisonale Engpässe zu überbrücken – eine wichtige Überlebensstrategie in einem von Klimaschwankungen betroffenen Lebensraum.

Verhalten

Die Tiere leben in kleinen Gruppen von etwa vier bis zwölf Individuen. Auffällig ist die Dominanz der Weibchen – ein typisches Merkmal vieler Lemurenarten. Die Kommunikation erfolgt über Laute, Gesichtsausdrücke, Körperhaltungen und vor allem über Duftstoffe. Duftdrüsen an Handgelenken, im Genitalbereich und an der Brust dienen der Reviermarkierung und dem sozialen Austausch. Besonders Männchen zeigen im sozialen Kontext ein sogenanntes „Stinkkämpfen“, bei dem sie ihre Duftdrüsen aneinander reiben.

Fortpflanzung

Die Fortpflanzung folgt einem jahreszeitlichen Rhythmus: Die Paarungszeit liegt zwischen April und Juni, wenn das Klima feuchter wird. Die Tragzeit beträgt rund vier Monate. Im September oder Oktober – zur Zeit des größten Nahrungsangebots – bringt das Weibchen meist ein einzelnes Junges zur Welt, seltener Zwillinge. In den ersten Lebenswochen klammert sich das Jungtier an den Bauch der Mutter, bevor es beginnt, aktiv mit der Gruppe zu interagieren. Die Sterblichkeitsrate in freier Wildbahn ist hoch, weshalb der Nachwuchs besonders schützenswert ist.

Gefährdung

Der Blauaugenmaki zählt zu den am stärksten bedrohten Primaten der Welt. Laut IUCN ist er als „kritisch gefährdet“ (Critically Endangered) eingestuft. Die Ursachen sind vielfältig: illegale Abholzung, Brandrodung zur landwirtschaftlichen Nutzung, Wilderei sowie die Zerschneidung und Verkleinerung seines Lebensraums durch Straßenbau oder Siedlungsentwicklung. Auch der illegale Tierhandel spielt eine Rolle. In freier Wildbahn wird die Population auf unter 1.000 Tiere geschätzt – manche Quellen sprechen sogar von nur noch rund 500.

Der Schutz des Blauaugenmakis ist mittlerweile ein internationales Anliegen. Das Schutzgebiet „Sahamalaza – Iles Radama“ wurde eingerichtet, außerdem gibt es Zuchtprogramme in europäischen Zoos und wissenschaftliche Projekte zur Wiederaufforstung und nachhaltigen Nutzung der umliegenden Flächen. Doch der Fortbestand dieser seltenen Lemurenart hängt entscheidend davon ab, wie gut es gelingt, ihren natürlichen Lebensraum dauerhaft zu bewahren.

Wusstest du schon? Einige europäische Zoos engagieren sich aktiv für den Erhalt des Blauaugenmakis. Mit jedem Besuch unterstützt du den Artenschutz.

Andere Tierlexika


Froesche - Schlangen - Spinnen - Insekten - alle Hunderassen