
Aussehen
Der Schwarzgesichtklammeraffe (Ateles chamek) gehört zu den auffälligsten Vertretern seiner Gattung. Sein Körperbau ist typisch für Klammeraffen: lang, schlank und perfekt an das Leben in den Baumkronen angepasst. Besonders auffällig sind seine langen Gliedmaßen, die ihm außergewöhnliche Kletterfähigkeiten verleihen. Wie bei allen Klammeraffen sind seine Arme länger als seine Beine, was ihm eine große Reichweite beim Hangeln durch das Blätterdach ermöglicht.
Sein Namensmerkmal, das vollständig schwarze, haarlose Gesicht, hebt ihn deutlich von anderen Klammeraffenarten ab. Während viele verwandte Arten eine hellere oder gefleckte Gesichtszeichnung haben, ist das Gesicht des Schwarzgesichtklammeraffen tiefdunkel und kontrastiert mit seinem schwarzen, dichten Fell.
Sein Schwanz ist ein weiteres bemerkenswertes Merkmal. Er ist nicht nur länger als sein Körper, sondern auch als hochspezialisierter Greifschwanz ausgebildet. Die Unterseite der Schwanzspitze ist unbehaart und besonders sensibel, was ihm erlaubt, sich sicher an Ästen festzuhalten – oft nutzt er ihn wie eine zusätzliche Hand. Dieses Merkmal gibt ihm eine unglaubliche Bewegungsfreiheit in den Baumkronen.
Insgesamt verleiht sein eleganter, aber kräftiger Körperbau ihm eine Mischung aus Geschmeidigkeit und Kraft. Sein tiefschwarzes Fell bietet ihm zudem eine gewisse Tarnung in den dunkleren Regionen des Regenwaldes, wo Licht nur gedämpft durch das dichte Blätterdach dringt.
Verbreitungsgebiet
Der Schwarzgesichtklammeraffe kommt in einem recht abgegrenzten Teil Südamerikas vor. Sein Hauptverbreitungsgebiet erstreckt sich über westliches Brasilien (südlich des Rio Solimões und westlich des Rio Tapajós), östliches Peru und nördliches Bolivien. Damit lebt er in einer Region, die von mächtigen Flüssen durchzogen wird, was sein Verbreitungsgebiet auf natürliche Weise begrenzt.
Innerhalb dieser Gebiete findet man ihn fast ausschließlich in ungestörten Waldregionen. Seine Verbreitung wird stark von der dichten Regenwaldlandschaft bestimmt, da er als reiner Baumbewohner auf große zusammenhängende Waldgebiete angewiesen ist. In offenen oder degradierten Waldflächen kommt er kaum vor.
Durch seine regionale Begrenzung ist er besonders anfällig für Umweltveränderungen. Während er in unberührten Regenwäldern noch häufig vorkommen kann, sind Populationen in Gegenden mit zunehmender Abholzung und Wilderei bereits stark zurückgegangen.
Lebensraum
Der Schwarzgesichtklammeraffe ist ein echter Spezialist für das Leben in den Baumkronen. Sein bevorzugter Lebensraum sind die tropischen Tiefland-Regenwälder, in denen er sich fast ausschließlich in den oberen Etagen des Waldes bewegt. Dort, wo das dichte Blätterdach ein scheinbar endloses Netz aus Ästen bildet, ist er zu Hause.
Besonders gerne hält er sich in den Kronen hoher Urwaldbäume auf, wo er geschickt zwischen den Ästen hangelt und mit seinem Greifschwanz sicher Halt findet. Obwohl er in erster Linie Tieflandwälder bevorzugt, kann er auch in hügeligen oder leicht bergigen Regionen bis in mittlere Höhenlagen vorkommen.
Ein entscheidender Faktor für seine Lebensräume ist das Nahrungsangebot. Er ist stark von fruchttragenden Bäumen abhängig und folgt den saisonalen Zyklen der Vegetation. In ungestörten Regenwäldern kann er problemlos große Streifgebiete durchqueren, doch in zerschnittenen Waldlandschaften stößt er schnell an seine Grenzen.
Verhalten
Der Schwarzgesichtklammeraffe ist ein äußerst sozialer Primat, der in Gruppen von bis zu 30 Tieren lebt. Innerhalb dieser Gruppen gibt es keine starren Strukturen – stattdessen lösen sich die Gruppen regelmäßig auf und setzen sich in kleineren Untergruppen wieder zusammen, je nach Nahrungsangebot und Umgebung.
Er ist tagaktiv und verbringt den Großteil seines Lebens in den Baumkronen. Dank seiner langen Arme und seines starken Greifschwanzes bewegt er sich mit großer Eleganz durch das Geäst. Besonders bemerkenswert ist seine Fähigkeit, auch längere Zeit nur an einer Hand oder am Schwanz hängend zu verweilen.
Kommunikation spielt eine große Rolle in seinem Sozialleben. Die Affen nutzen verschiedene Laute, darunter laute Rufe zur Gruppenkoordination, Warnschreie bei Gefahr und sanftere Töne zur gegenseitigen Begrüßung oder Beruhigung. Auch Körperkontakt, wie das gegenseitige Pflegen des Fells, stärkt den Zusammenhalt innerhalb der Gruppe.
Ernährung
Der Schwarzgesichtklammeraffe ist ein Fruchtliebhaber. Ein Großteil seiner Nahrung besteht aus reifen, süßen Früchten, die er gezielt in seinem Streifgebiet aufsucht. Er bevorzugt weiche, energiereiche Früchte mit hohem Zuckergehalt, was ihn zu einem wichtigen Samenverbreiter macht.
Zusätzlich nimmt er auch Blätter, Blüten, Rinde und gelegentlich Insekten zu sich, um seinen Nährstoffbedarf zu decken. In Zeiten, in denen Früchte knapp sind, frisst er mehr Pflanzenmaterial, aber Früchte bleiben seine Hauptnahrung.
Fortpflanzung
Der Fortpflanzungszyklus des Schwarzgesichtklammeraffen ist langsam. Weibchen bringen nur alle zwei bis vier Jahre ein einziges Jungtier zur Welt. Nach einer Tragzeit von etwa sieben Monaten klammert sich das Neugeborene monatelang fest am Bauch der Mutter.
Die Mutter spielt die wichtigste Rolle in der Aufzucht, während das Jungtier erst nach einem Jahr beginnt, sich allmählich eigenständig zu bewegen. Die Geschlechtsreife wird mit vier bis fünf Jahren erreicht, und da der Nachwuchs so selten ist, erholt sich die Population nur sehr langsam.
Natürliche Feinde
Der Schwarzgesichtklammeraffe hat mehrere natürliche Feinde. Der Harpyienadler, große Raubkatzen wie der Jaguar oder die Boa constrictor zählen zu den gefährlichsten Räubern, die sich an ihm vergreifen.
Durch seine hohe Intelligenz und sozialen Strukturen gelingt es ihm jedoch oft, Gefahren frühzeitig zu erkennen und durch geschickte Fluchtmanöver zu entkommen.
Gefährdung
Der Schwarzgesichtklammeraffe wird von der IUCN als "stark gefährdet" (Endangered) eingestuft. Der Hauptgrund für seinen Rückgang ist die intensive Bejagung, da sein Fleisch in einigen Regionen als Delikatesse gilt. Auch die Abholzung der Regenwälder für Landwirtschaft und Rohstoffabbau bedroht seinen Lebensraum.
Während er in einigen Gebieten noch häufig vorkommt, nimmt seine Gesamtpopulation rapide ab. Ohne Schutzmaßnahmen könnte der Schwarzgesichtklammeraffe in vielen Regionen bald verschwinden.