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Weißwangenklammeraffe

Detaillierte Informationen zur Affenart

Weißwangenklammeraffe, Ateles marginatus

Aussehen

Der Weißwangenklammeraffe (lateinischer Name Ateles marginatus) ist eine auffällige Erscheinung unter den Klammeraffen. Sein tiefschwarzes Fell bildet einen starken Kontrast zu den hellen Wangenzeichnungen und der weißen Stirnpartie, die ihm seinen Namen geben. Besonders markant ist sein rötlich gefärbtes, unbehaartes Gesicht, das eine maskenartige Zeichnung um die Augen und die Schnauze bildet. Diese Farbgebung verleiht ihm ein ausdrucksstarkes Erscheinungsbild und unterscheidet ihn von anderen Klammeraffenarten.

Wie alle Klammeraffen hat auch der Weißwangenklammeraffe einen schlanken, an das Baumleben angepassten Körper mit besonders langen Gliedmaßen. Seine Arme sind deutlich länger als die Beine, was ihm eine hohe Reichweite beim Hangeln durch das Blätterdach ermöglicht. Auffällig sind auch seine hakenförmigen Hände, die perfekt auf das Schwinghangeln ausgerichtet sind – ein Daumen ist nicht vorhanden.

Sein Greifschwanz, der länger als sein Körper wird, ist ein weiteres wichtiges Merkmal. Die Unterseite der Schwanzspitze ist unbehaart, sodass er ihn wie eine zusätzliche Hand einsetzen kann. Diese einzigartige Anpassung ermöglicht es ihm, sich sicher an Ästen festzuhalten, ohne seine Hände oder Füße nutzen zu müssen. Insgesamt wirkt der Weißwangenklammeraffe mit seinem schlanken, beweglichen Körperbau wie ein perfekter Akrobat des Regenwaldes.

Verbreitungsgebiet

Der Weißwangenklammeraffe hat ein vergleichsweise kleines Verbreitungsgebiet und kommt ausschließlich in nördlichen Regionen Brasiliens vor. Sein Lebensraum wird durch mehrere große Flüsse begrenzt: Im Norden der Amazonas, im Westen der Rio Tapajós und im Osten der Rio Xingu bilden natürliche Barrieren für seine Population.

Diese geografische Eingrenzung macht die Art besonders anfällig für Umweltveränderungen. Während einige andere Klammeraffenarten weite Teile Südamerikas besiedeln, ist der Weißwangenklammeraffe auf einen relativ kleinen Raum beschränkt. Dies hat zur Folge, dass Lebensraumverluste in seinem Verbreitungsgebiet besonders gravierende Auswirkungen auf die Gesamtpopulation haben.

Lebensraum

Der Weißwangenklammeraffe lebt ausschließlich in den Tiefland-Regenwäldern des Amazonasbeckens. Er bevorzugt große, zusammenhängende Waldgebiete mit einem dichten Blätterdach, in denen er sich nahezu ausschließlich in den Baumkronen aufhält. Dort nutzt er das komplexe Astnetzwerk, um sich geschickt durch den Wald zu bewegen.

Wie andere Klammeraffen ist er ein spezialisierter Baumbewohner und nur selten auf dem Boden anzutreffen. Er bevorzugt unberührte Primärwälder, in denen große Bäume ihm ausreichend Nahrung und Schutz bieten. Zerstörte oder fragmentierte Waldgebiete sind für ihn problematisch, da er auf zusammenhängende Kronenstrukturen angewiesen ist, um sich fortzubewegen.

Da sein Lebensraum zunehmend durch Abholzung und landwirtschaftliche Expansion bedroht wird, sind viele seiner natürlichen Rückzugsorte bereits verloren gegangen oder stark zerschnitten.

Verhalten

Über die Verhaltensweisen des Weißwangenklammeraffen ist nur wenig bekannt, doch sie ähneln vermutlich denen anderer Klammeraffenarten. Er lebt in sozialen Gruppen, die sich bei der Nahrungssuche in kleinere Untergruppen aufteilen, um effizienter durch das Territorium zu streifen.

Seine Fortbewegung ist geprägt durch eine Mischung aus Vierfüßigkeit und Schwinghangeln (Brachiation), wobei er seinen Greifschwanz oft als zusätzliche Stütze einsetzt. Diese Technik erlaubt es ihm, große Distanzen durch die Baumkronen zu überwinden, ohne den Boden zu betreten.

Kommunikation innerhalb der Gruppe erfolgt wahrscheinlich über laute Rufe, mit denen die Tiere sich über größere Entfernungen verständigen können. Besonders in dichten Regenwäldern sind diese akustischen Signale wichtig, um den Zusammenhalt der Gruppe zu gewährleisten.

Ernährung

Der Weißwangenklammeraffe ist ein vorwiegender Fruchtfresser, dessen Nahrung zu einem großen Teil aus süßen, reifen Früchten besteht. Diese machen den Hauptbestandteil seiner Ernährung aus, da sie ihm viel Energie liefern und leicht zu verdauen sind.

Neben Früchten nimmt er auch Blätter, Blüten, Rinde und andere Pflanzenteile zu sich, um seinen Nährstoffbedarf zu decken. Da Früchte saisonabhängig verfügbar sind, muss er sich an die wechselnden Bedingungen anpassen und kann in mageren Zeiten vermehrt auf Blätter und andere pflanzliche Kost zurückgreifen.

Er spielt eine wichtige Rolle für das Ökosystem des Regenwaldes, da er durch den Verzehr und die Ausscheidung von Samen zur Verbreitung vieler Baumarten beiträgt. Ohne Klammeraffen wie ihn könnten viele Pflanzenarten Schwierigkeiten haben, sich im dichten Wald auszubreiten.

Fortpflanzung

Über die Fortpflanzung des Weißwangenklammeraffen gibt es nur wenige gesicherte Daten. Es wird jedoch angenommen, dass sie ähnliche Muster wie bei anderen Klammeraffen zeigen. Weibchen gebären nur alle zwei bis vier Jahre ein einzelnes Jungtier, was zu einer langsamen Fortpflanzungsrate führt.

Die Tragzeit dürfte bei etwa sieben Monaten liegen, und das Neugeborene bleibt über ein Jahr eng bei der Mutter. In den ersten Monaten klammert es sich fest an ihrem Bauch, später trägt sie es auf ihrem Rücken. Erst mit etwa vier bis fünf Jahren ist es vollständig selbstständig.

Da die Fortpflanzungsrate so niedrig ist, kann sich die Population nur langsam erholen – ein großes Problem angesichts der zunehmenden Bedrohungen durch Abholzung und Wilderei.

Natürliche Feinde

Als Baumkronenbewohner hat der Weißwangenklammeraffe nur wenige natürliche Feinde. Der gefährlichste Räuber in seinem Lebensraum ist der Harpyienadler, der als einer der mächtigsten Greifvögel der Welt gilt und auf Affen jagt. Er kann sich lautlos durch das Blätterdach bewegen und seine Beute aus dem Hinterhalt überraschen.

Auch Raubkatzen wie der Jaguar und der Ozelot können eine Bedrohung darstellen, insbesondere für Jungtiere oder Affen, die sich in niedrigeren Regionen des Waldes aufhalten. Große Würgeschlangen wie die Boa constrictor lauern ebenfalls in den Ästen und können Affen mit einem schnellen Angriff überraschen.

Gefährdung

Der Weißwangenklammeraffe ist stark bedroht. Laut der IUCN gilt er als "stark gefährdet" (Endangered), da seine Population in den letzten 45 Jahren um mehr als 50 % zurückgegangen ist. Hauptgründe für diesen Rückgang sind die Abholzung seines Lebensraums und die Bejagung.

Die massive Abholzung im Amazonasgebiet, vor allem für Landwirtschaft und Viehzucht, hat große Teile seines Lebensraums zerstört. Gleichzeitig wird er in einigen Regionen wegen seines Fleisches gejagt. Da er auf große, zusammenhängende Waldgebiete angewiesen ist, stellen diese Bedrohungen eine große Gefahr für sein Überleben dar.

Ohne gezielte Schutzmaßnahmen könnte der Weißwangenklammeraffe in vielen Teilen seines Verbreitungsgebiets bald verschwinden.

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